Jochen Ziem, geboren am 5. 4. 1932 in Magdeburg als Sohn eines Kaufmanns, studierte nach dem Abitur Germanistik in Halle und Leipzig, unter anderem bei Victor Klemperer und Hans Mayer, war Theaterpraktikant am Stadttheater Greiz in Thüringen und beim Berliner Ensemble, arbeitete als Reporter bei ADN in Halle; 1956 Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland, in der Folge Hilfsarbeiter, Zeitungsbote, Theaterstatist, Reporter; 1961–1966 Entwicklung und Chefredaktion der Zeitschrift „DM“; seit 1966 freier Schriftsteller, seit 1972 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Ziem starb am 19. 4. 1994 in Berlin.
* 5. April 1932
† 19. April 1994
von Stephen W. Smith und Michael Töteberg
Essay
„Es ist vier Uhr morgens. Noch immer tacken hier und da die Salven. Die Stadt schläft und wird es überhören. Morgen werden wir uns wiedertreffen auf der Straße, in den Büros, in den Fabrikhallen, in den Vorlesungssälen. Wir werden so tun, als wäre nichts geschehen, werden über Belanglosigkeiten reden und ein wenig aneinander vorbeiblicken, als hätten wir ein Fest hinter uns, auf dem wir uns alle etwas danebenbenahmen. Vielleicht werden wir auch von Versprechungen hören und vom Beachten berechtigter Interessen. Es wird neue Gelöbnisse geben, neue Erwartungen, neue Klischees. Ich habe einem deutschen Aufstand beigewohnt. Ich weiß jetzt, ...